Forschung zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)

Begleitendes Material zu

Georg Quaas, Sebastian Thieme

Das bedingungslose Grundeinkommen – eine ökonometrische Analyse seiner volkswirtschaftlichen Wirkungen

Simuliert werden die volkswirtschaftlichen Wirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens nach dem Konzept von Philippe van Parijs. Dieses BGE stellt sicher, dass jeder Bürger ein Einkommen und deshalb auch ein Konto hat. Wohlgemerkt hat diese Variante des BGE nicht die Aufgabe, ein soziales Existenzminimum sicherzustellen. Für die Simulation mit den beiden ökonometrischen Modellen KOMO (Version 61) und EMGE (Reihe 8, Version 26) wird angenommen: Jedem deutschen Bürger wird von der Wiege bis zur Bahre ein Grundeinkommen von 100 Euro pro Monat gezahlt, auf das es ein Anrecht gibt und für das außer der deutschen Staatsbügerschaft keine weiteren Bedingungen erfült sein müssen. - Übrigens gelten hier männliche grammatikalische Formen auch für das weibliche Geschlecht.

Szenario 1: Das BGE wird hälftig finanziert durch die direkte Steuer auf Arbeitsentgelte und auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen.

Ergebnisse der Simulation:

KOMO: Tabelle der absoluten Zahlen
KOMO: Tabelle der relativen Zahlen
Abbildung der Hauptkomponenten

EMGE: Tabelle der absoluten Zahlen
EMGE: Tabelle der relativen Zahlen
Abbildung der Hauptkomponenten


Szenario 2: Das BGE wird durch die direkte Steuer finanziert, nachdem die Volkswirtschaft durch eine kräftige Steuerentlastung auf ein höheres Niveau gepuscht wird.

Ergebnisse der Simulation:

KOMO: Tabelle der absoluten Zahlen
KOMO: Tabelle der relativen Zahlen
Abbildung der Hauptkomponenten

EMGE: Tabelle der absoluten Zahlen
EMGE: Tabelle der relativen Zahlen
Abbildung der Hauptkomponenten


Die in der Tabelle 1 enthaltenen „relativen Zahlen” sind für die meisten Leser oftmals nicht sofort nachvollziehbar und werden dann vermutlich als „fehlerhaft” bewertet. Aus diesem Grund soll hier die Berechnungsmethode kurz dargestellt und anhand von zwei Beispielen eine Überschlagsrechnung vorgenommen werden, die hoffentlich deutlich macht, warum die Zahlen so stark variieren.

Es sei S(t) der Wert der betreffenden Variable unter der Bedingung der Simulation im Jahr t, und B(t) sei der Wert im Jahr t der Basislösung des Modells - die Bezugskurve ist immer die Basislösung und nicht die beobachteten Werte, sonst würde das Simulationsergebnis durch den Modellfehler unnötig verzerrt. (Siehe U. Heilemann / S. M. Renn: Simulation mit makroökonometrischen Modellen. In: Gaab, Heilemann, Wolters: Arbeiten mit ökonometrischen Modellen, S.225.)

Definitionen:
Veränderungsrate der Simulationskurve: VrS(t+2) = [S(t+2) – S(t+1)] / S(t+1)
Veränderungsrate der Basislösung: VrB(t+2) = [B(t+2) – B(t+1)] / B(t+1)
Veränderungsrate relativ = VrS(t+2) – VrB(t+2)

Um die Angaben in der Tabelle 1 zu überprüfen, sind die beiliegenden vollständigen Simulationsergebnissen heranzuziehen, die die simulierten Werte, die Basiswerte und die beobachteten Werte enthalten. Der KOMO_Tabelle_absolut sind die Zahlen für die folgenden zwei Beispiele entnommen:

Überschlagsrechnung 1, den Außenbeitrag im zweiten Jahr betreffend, Modell KOMO:

VrS(t+2) = [47,4 – 6,6] / 6,6 = 6,18
VrB(t+2) = [49,8 – 26.0] / 26,0 = 0,8
Veränderungsrate relativ = 6,18 – 0,8 = 5,38
In Prozent = 538.

Die leichte Abweichung kommt von den Rundungen; der PC rechnet natürlich genauer als ich hier.

Überschlagsrechnung 2, die Exporte im zweiten Jahr betreffend, Modell RWI-KOMO:

VrS(t+2) = [678,0 – 574,8] / 574,8 = 0,179
VrB(t+2) = [679,7 – 577,8] / 577,8 = 0,176
Veränderungsrate relativ = 0,179 – 0,176 = 0,003
In Prozent = 0,3.

Die starken Schwankungen treten also in der Regel dann auf, wenn die Variable im Nenner (relativ gesehen) wie im Beispiel 1 klein ist. Obwohl der Außenbeitrag sich aus Export und Import zusammensetzt und die Veränderungsraten letzterer durch die Simulation nur geringfügig tangiert sind (0,4 bzw. -3,1 Prozent), differiert die Veränderungsrate des Außenbeitrages um mehr als 500 %.

Die Sinnhaftigkeit solcher Maße kann natürlich infrage gestellt werden. Wir haben sie bislang aufgenommen, weil einige Experten eher mit den relativen als mit den absoluten Zahlen etwas anfangen können.

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