Forschungsseminar    

Politik und Wirtschaft

 

 

Sitzungsprotokoll

 

Datum:            11. Mai 2017

 

Beginn:           17.15 Uhr

 

Ende:              18.45 Uhr

 

Ort:                 Grimmaische Str. 12.,  SR. 12

 

Protokoll:        G. Quaas

 

Anwesende:    Lara Boerger; Frank Fehlberg; Hans-Gert Gräbe; Friedrun Quaas; Georg Quaas;

 

Entschuldigt:  Christian Arndt  

 

Tagesordnung: Keynes‘ genial erratene Konsumfunktion(en)        

 

 

ad TOP 1:

 

·         Diskutiert wurden im Wesentlichen dieselben Textstellen wie in der letzten Sitzung. 

·         Frank Fehlberg schickt für die weitere Diskussion eine neuere Übersetzung per E-Mail.

·         Bei Keynes besteht die Ersparnis aus Geld; in der modernen VGR ist die Ersparnis der Teil des BIP, der nicht konsumiert wird. [Die neuere Terminologie lautet: „Sparen“. Die Ersparnis (das Sparen) der privaten Haushalte wird wie folgt verwendet: Staatskonsum und staatliche Investitionen + private Investitionen + Exporte. Im Rahmen der VGR macht es keinen Sinn zu sagen: „Die Investitionen müssen die akkumulierte Ersparnis absorbieren.“ Denn das Sparen der privaten Haushalte wird immer vollständig aufgebraucht. Um dasselbe wie Keynes auszudrücken, müsste man sagen: „Die Investitionen müssen die akkumulierten Spareinlagen absorbieren.“ Dieser Satz hätte zwar Sinn, er ist aber empirisch falsch und auch nicht plausibel: Die Spareinlagen basieren zwar auf dem volkswirtschaftlichen Sparen der privaten Haushalte, aber die Investitionen sind in einer global vernetzten Wirtschaft weitgehend unabhängig davon.]    

·         Der beobachtete Zusammenhang zwischen dem verfügbaren Einkommen und dem Konsum der privaten Haushalte stellt annähernd eine lineare Funktion dar, wenn man den Zusammenhang in zeitlicher Dimension betrachtet, alternativ eine Engelkurve, wenn man Querschnitts-Daten zugrunde legt. Die Analyse von Querschnitts-Daten ist von der Zeitreihenanalyse verschieden.

·         In Lehrbüchern und in der Forschung wird Keynes‘ Konsumfunktion in der vereinfachten, linearisierten Variante verwendet. Es ist nach wie vor nicht klar, wer diese Variante zuerst vorgeschlagen hat.  

·         Problematisch ist das konstante Glied in der linearisierten Fassung, das zwar als „autonomer Konsum“ bezeichnet wird, aber spätestens dann nicht mehr sinnvoll ökonomisch zu interpretieren ist, wenn seine Schätzwerte negativ werden.   

·         Der Zinssatz ist eine Determinante des Konsums, die langfristig von Bedeutung ist.

·         Der Keynesianische Begriff „propensity to consume“ kann als Differenzenquotient und als Proportionalitätsfaktor (slope)  einer linearen Regression interpretiert werden. Beides stimmt nicht immer überein. 

·         Die Diskussion soll am 8. Juni 2017 mit dem Thema „Investition“ fortgeführt werden. Für die zu lesenden Abschnitte sind noch Vorschläge zu machen.