Forschungsseminar „Politik und Wirtschaft“

 

 

Protokoll zur Sitzung vom 04. Juni 2015

 

Beginn:           17.15 Uhr

Ende:              19.00 Uhr

Ort:                 Grimmaische Str. 12.,  SR 12

Protokoll:        K. Müller

 

Anwesende:    Arglist, Felix; Fehlberg, Frank;; Gräbe, Hans-Gert; Quaas, Friedrun; Quaas, Georg; Scholz, Richard; Köster, Robert; Müller, Karsten;

           

Abwesend:     Fluhrer, Bruno; Arndt, Christian; Nikolaus, Sören; Feiler, Stefan; Dück,                           Joseph; Melch, Simon;

 

Tagesordnung:

TOP 1: Bestätigung des Protokolls vom 21.05.2015

TOP 2: Fortführung Vortrag Gräbe: Reproduktionsmatrizen

TOP 3: Thomas Piketty: „Das Kapital im 21. Jahrhundert“, (Optional bei Zeit)

 

ad TOP 1):

Kleinere Ergänzungen werden R. Scholz zum einarbeiten übergeben. Danach wird das veränderte Protokoll ohne weitere Einwände bestätigt und freigegeben. Gräbe wirft zudem noch einmal die Frage auf ob sich der Kapitalbegriff bei Marx und Piketty unterscheiden. Nach einer kurzen Debatte wird sich darauf verständigt, dass das Thema in TOP 2) nochmals aufgegriffen werden soll.

 

ad TOP 2):

Gräbe setzt seine Ausführungen zu den Reproduktionsmatrizen nach einer kurzen Einleitung fort. Die erste größere Debatte folgt im Zuge der Einführung des „konsumtiven Bedarfsportfolios“ (Matrix C; Folie 10). G. Quaas und R. Scholz äußern starke Bedenken hinsichtlich der einheitlichen Konsumportfolios innerhalb der einzelnen Lohnarbeitergruppen. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob die Methode der Stundenzetteln zur Erfassung abstrakter Arbeit ausreiche, oder lediglich die konkrete Arbeit erfasst wird (K. Müller)? Gräbe erläutert, dass es ihm zunächst darum geht, den Modellrahmen zu entwickeln das Modell zu präsentieren, auch wenn es sicherlich eine Idealisierung darstellt, und grundsätzliche Themen/Kritik erst im Nachhinein zu behandeln bzw. zu diskutieren. Des Weiteren wird von G. Quaas und R. Scholz bezweifelt, dass die Gleichung cT=C*yT gegeben ist. Gräbe verweist daraufhin auf den Aufbau des Modells, dass in diesem Teil noch von Kapitalisten abstrahiert und demzufolge m=0 sei.

 

Im Zuge der Einbeziehung der unternehmerischen Tätigkeit (Folie 17) wundert sich G. Quaas, dass der Verschleiß nicht bereits in der Matrix A (Aufwandsmatrix) enthalten ist. Gräbe merkt dazu an, dass in der Matrix A lediglich die Vorprodukte enthalten sind, die für die Produktion vonnöten sind. G. Quaas kritisiert folgend die Berechnung des Preises ohne den Verschleiß, woraufhin Gräbe abermals auf die Struktur des Modells verweist, welche welches aus Teilmodellen besteht und Stück für Stück zu einem Ganzen entwickelt wird. G. Quaas überzeugt dies jedoch nicht und hält an seiner Kritik fest. Zudem stellt G. Quaas in Frage, dass die aufgestellte Bedingung dT=C`*zT erfüllt wird. Gräbe verweist darauf, dass es sich hier um ein stationäres Reproduktionsmodell handelt (als Grundlage, Erweiterungen sollen ggfs. Folgen).

 

Nach Beendigung der Vorstellung von Gräbe räumt selbiger ein, dass es sich noch nicht um ein „komplettes“ (im Sinne von einem fertigen und realitätsgetreuem) Modell handelt, welches sicherlich noch Verbesserungsbedarf hat. Die Diskussion war somit eröffnet.

 

R. Scholz beklagt, dass es sich um ein utopisches Modell handelt, indem alles passgenau aufgeht. Gräbe erwidert demgegenüber, dass es sich um ein stationäres Reproduktionsmodell per Annahme handelt, welches durchaus auch mit der Komponente Zeit erweitert werden kann, wodurch es seinen stationären Bezugspunkt verliert. R. Scholz verweist im Zuge der Debatte erneut auf das Beispiel des Konsumportfolios, da die Bestimmung eines Warenkorbs für Konsumenten nicht nachvollziehbar sei. Vielmehr ist R. Scholz der Meinung, dass die Güternachfrage viel höher ausfallen würde, da alle Konsumenten einen höheren Konsum anstreben und präferieren würden. Gräbe verweist demgegenüber darauf, dass es in diesem Falle einfach kein stationäres System mehr wäre, dies aber dem Modell nicht zuwider läuft. R. Scholz sieht auch abschließend in dieser Teildebatte keinen logischen Grund für einen Bedarfskorb an Waren.

 

G. Quaas wirft in Folge dessen die Frage auf, was das Modell grundsätzlich darstellen bzw. abbilden soll? Es sei in seiner Gesamtheit sehr idealistisch, die Annahmen seien sehr streng und haben nichts mit der Realität oder Marx zu tun. G. Quaas sieht daher keinen Nutzen in dem Modell. Das Modell soll die Struktur / den inneren Kern einer Industriegesellschaft abbilden erwidert daraufhin Gräbe. G. Quaas ist jedoch der Meinung, dass lediglich parallele Vektoren (c sei lediglich ein skalares Vielfaches von x) abgebildet werden und es keine Ökonomie gebe, in der dies gegeben sei. Gräbe bestreitet dies und macht G. Quaas ein Angebot, ihm dies anhand eines Beispiels zu beweisen, woraufhin letztgenannter nach anfänglicher Skepsis das Angebot annimmt. F. Quaas sieht zudem eine Verständnisschwierigkeit darin, dass das Modell ein Mix aus Sraffa und Marx darstellt und verweist, bezüglich G. Quaas` zuvor geäußerter strikter Ablehnung, auf die Eigenschaften von Modellen. Abschließend lobt G. Quaas gar den Haushaltstheoretischen Aspekt des Modells.

 

F. Fehlberg begrüßt im Folgenden noch Gräbes grundsätzliche Herangehensweise, ein Modell so zu entwickeln und zu bauen wie man die Sachen / das Modellierte selbst sieht und funktionsweise sieht. R. Köster stimmt dem zu und verweist auf eine Vielzahl von Modellen und Theorien, deren Realitätsgehalt und Aussagekraft ebenso mehr als Zweifelhaft sei.

 

K. Müller stellt abschließend noch die Frage, wozu das Modell überhaupt Geld und Preise, außer als Numeraire, benötigt, wenn die grundlegenden Relationen durch Austauschverhältnisse der Waren bestimmt werden. Gräbe bestätigt daraufhin, das Geld lediglich als Numeraire fungiert und darin seine einzige Eigenschaft besitzt.

 

 

ad TOP 3:

Zur Diskussion von Piketty kommt es nicht mehr.