Forschungsseminar

„Politik und Wirtschaft“

 Protokoll zur Sitzung vom 29. Januar 2015

 

Beginn:                17:15 Uhr

Ende:                   18:45 Uhr

Ort:                       Grimmaische Str. 12.

Protokoll:            Köster, Robert

 

Anwesende:    

Arglist, Felix; Arndt, Christian; Dück, Fehlberg, Frank; Joseph; Feiler, Stefan; Fluhrer, Bruno; Köster, Robert; Melch, Simon; Quaas, Friedrun; Quaas, Georg;

 

Tagesordnung:

TOP 1

Protokoll der letzten Sitzung: Keine Änderungen!

TOP 2

Diskussion eines neuen Buchbandes: Auf die letzte Sitzung des Semesters am 19.02.2015 verschoben. Jeder/e soll sich bitte im Vorfeld Gedanken über mögliche Themen / eigene Beiträge machen, damit diskutiert werden kann.

TOP 3

Vorstellung und Diskussion des Beitrages von Herrn Feiler mit dem Thema „Internationale Rechnungslegung nach IFRS und Evolution des ökonomischen Systems“

·         Herr Feiler startet zunächst mit einer kurzen Wiedergabe/ Erläuterung der Forschungsfrage(n), wobei er betont dass es sich bisher eher um einen groben Entwurf für eine Masterarbeit handelt, die er gern am Lehrstuhl für Externe Rechnungslegung schreiben möchte.

·         Wie Herr Feiler weiter ausführt, möchte er – ­vereinfacht ausgedrückt – untersuchen ob es einen Zusammenhang zwischen der Globalisierung/ Finanzialisierung/ Dematerialisierung und den (ungünstigen/ neoliberalen(?)) Entwicklungen in der internationalen Rechnungslegung gibt und wie dieser nachzuweisen wäre. M. a. W. möchte Herr Feiler die Verschränkung von ökonomischer Entwicklung (Imaterialisierung/ Finanzialisierung)  und Rechnungslegungsstandards aufzeigen und und analysieren.

·         Um kurz zu zeigen was genau mit Globalisierung/ Finanzialisierung/ Dematerialisierung gemeint sein soll, führt er eine (Comic-getriebene) Präsentation eines Marxisten (David Harvey) vor. Dieser versucht künstlerisch die Ursachen der Überakkumulations-Krise der 70er Jahre und ihre Folgen (Finanzialisierung) aufzuzeigen. Diese Präsi wird von vom Vortragenden zunächst als Ausgangspunkt genommen.

·         Grober Tenor der weiteren Erläuterungen: Die strukturelle Krise des industriellen, kapitalistisch-fordistisch gerägten Systems der 70er Jahre wurde durch zusätzliche Kreditvergabe (Finanzialisierung) „gelöst“, was verheerende Konsequenzen hatte, die man mglw. auch innerhalb der Entwicklung der internationalen Rechnungslegung wiedererkennen kann.

·         Herr Feiler Stellt sich u. a. die Frage ob diese/ ihm bekannte anekdotische Evidenz des eher (wirtschafts)soziologisch geprägten Ansatzes ausreichend/ wissenschaftlich genug ist um seine Forschungsfrage(n) zufriedenstellend zu bearbeiten. Er fragt u. a. danach wie man den Nachweis führen sollte, dass es sich bei der internationalen Rechnungslegung um ein neoliberales Projekt handelt?

·         Am Beginn der Diskussion fragt F. Quaas: „Wie wird denn die Thematik am Lehrstuhl gelehrt? Rechnungslegung stellt man sich ja immer auch als objektiv vor?“ (bzgl. des behaupteten neoliberalen Charakters der Rechnungslegung)

·         Antwort: Es gibt (ähnlich wie in der VGR) hier keine wirkliche Objektivität! In der Lehre werden solche Fragen natürlich nicht gestellt, obwohl es stringent neoklassisch ist (Fair Value als Gleichgewichtspreis=Beispiel)

·         G. Quaas widerspricht und betont dass es hier eher um Messtheorie (nicht um Strukturtheorie) gehe, die per se nicht ideologisch sei. Die hinterstehenden Interessen sind seiner Meinung nach nur Randbedingungen. Er fragt was daran ideologisch sein soll, wenn etwas gemessen werden soll?

·         S. Melch: „Planst du auch die Implikationen der Kritik weiter zu verfolgen?“ Damit meint er ob auch eine Untersuchung darüber geplant ist, wie die Messung auf die Realität zurückwirkt (Also nicht nur: Gesellschaftà Rechnungslegung, sondern auch: Rechnungslegung à Gesellschaft)

·         Daraufhin erklärt Herr Feiler, dass er das schon plane, wobei nicht ganz klar zu sein scheint wie das genau von statten gehen soll (Er stellt seine Vorstellung einer Akteurs-Makro-Beziehung am Whiteboard vor, die dann diskutiert wird).

·         Daraufhin erläutert G. Quaas, dass das Problem seiner Meinung nach doch bereits auf der Makroebene liege /greifbar sei, da die Mikroebene  in der Situation bereits enthalten sei. Es mache keinen Sinn das so zu trennen („Das machen nur die Soziologen so.“)

·         Herr Fehlberg fragt daraufhin, was dann die Rating-Agenturen mit der Rechnugslegung zutun haben? (Die machen ja Bilanzpolitik.) Es beginnt eine kurze Debatte um die Rating-Agenturen.

·         Es geht im weiteren Verlauf der Diskussion u. a. um den (immateriellen) Wert eines Unternehmens (Good-Will) /zunehmende  Immaterialisierung der Bilanzen.

·         Herr Arglist fragt etwas irritiert: „Was ist denn so schlimm an der Gloalisierung/ Imaterialisierung und dem Good-Will?

·         Antwort: Naja das Problem besteht in der Eröffnung der Möglichkeit willkürlicher Bewertungen von Vermögenspositionen. Dies bringt erhebliche Unsicherheit mit sich, da die Regeln missbraucht werden könnten oder sich zumindest erhebliche Spielräume ergeben.

·         Die Diskussion dreht sich im weiteren Verlauf um diese Spielräume und die Frage ob diese als Mittel der Bilanzpolitik dienen können, was kaum in Frage gestellt wird.

·         R. Köster fragt in diesem Zusammenhang ob ein Vergleich zur VGR (der innerhalb der Debatte mehrfach bemüht wurde) hier weiterhilft, da es zwar möglich sei die VGR „intelligent“ zu nutzen, aber die Bildung /Erarbeitung der Messregeln noch weiter außerhalb des Einflusses der betreffenden Institutionen liegt, deren Output etc. gemessen werden soll. Dies könnte laut R. Köster mglw. bei der Rechnugslegung nicht so der Fall sein, da Unternehmen durchaus auch stärkere Einflussmöglichkeiten auf den Prozess der Regelfestsetzung haben (könnten!).

·         G. Quaas empfindet die Diskussion um den Good-Will als sinnlos und behauptet, dass sie nur zeigt dass der Preisbildungsprozess nicht verstanden wird. Laut ihm enthält jeder Marktpreis ein willkürliches Moment den er als Mark-Up bezeichnet. Ebenso bestreitet G. Quaas, dass die Rechnungslegung ideologisch verzerrt wird. Laut ihm solle man froh sein, dass man überhaupt Zahlen hat. Außerdem seien die Regelsetzer nur an guten Standards interessiert.

·         Einwand (u. a.): „Die Regelsetzer haben aber zumindest ein Interesse die Kundenwünsche zu berücksichtigen!“

·         Gegeneinwand: „Es gibt ja verschiedene Interessen welche letztenendes verhandelt werden müssen. Dabei entsteht in der Regel ein Kompromiss. Interessen wird es immer geben.“

·         Herr Fehlberg stellt im Laufe der Diskussion u. a. die Frage inwiefern Marx überhaupt eine Rolle in der Arbeit spielen muss, da er vom Autor herangezogen wurde. Dies könnte unnötige Widerstände erzeugen. Laut Fehlberg könne man Marx auch „nur“ auf Preisebene interpretieren. Daraufhin entspringt eine (kurze) Diskussion zu Werten und Preisen bei Marx und Rodbertus.     

·         Insgesamt wird mehrfach empfohlen, sich eher auf die greifbaren Elemente der Arbeit zu konzentrieren (bspw. eher historischer Überblick der Änderungen im Rechnungslegung und Analyse ihrer Folgen mit Blick auf ökon. Entwicklung oder Fallstudie zu einer Änderung anhand man den Regelfindungsprozess analysiert,… etc.) die „neutral“ zu analysieren sind, anstatt sich „nur“ auf die (mögliche) ideologische Verezerrung zu konzentrieren.

 

Nächstes Treffen ist am 19.02.2015  17:15 bzgl. der Besprechung des Buches! Es sollen möglichst viele Ideen gesammelt werden! Jeder soll bei seinen Überlegungen davon ausgehen, was er beisteuern könnte.