Ergebnisprotokoll vom 22.02.2013

Version vom: 22.02.2013

Protokolliert durch: R. Köster

 

Anwesende

 

Felix Arglist, Richard Goyk, Robert Köster, Friedrun Quaas, Georg Quaas, Karsten Müller, Richard Scholz, Sebastian Thieme

 

Thema 1: Protokoll vom 14.02.2013

 

-       es wird die Frage aufgeworfen ob das komplette Protokoll bedenkenlos veröffentlicht werden kann, da es Einzelheiten zur geplanten Buch-Publikation enthält die möglicherweise noch nicht preisgegeben werden sollten

-       nach kurzer Diskussion über mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Veröffentlichung erklärt sich S. Thieme bereit eine gekürzte Version für die Öffentlichkeit zu erstellen  

 

Thema 2: Schumpeters gesellschaftstheoretische Ideen

 

-       zu Beginn erläutert R. Goyk, dass er die Erläuterungen zum Pionierunternehmer (Punkt 2.2), zur Führungspersönlichkeit (Punkt 2.3) und zur Kritik an Schumpeters Menschenbild (Punkt 3.) vertiefen bzw. ausbauen  möchte

 

Hauptdiskussion (allgemeiner Teil): Ist Schumpeter Wirtschafts- und/oder Gesellschaftstheoretiker?

 

-       G. Quaas eröffnet die Diskussion mit dem Hinweis auf den Widerspruch zwischen der Aussage von R. Goyk, dass die Wirtschaftstheorie von Schumpeter nur am Rande von Interesse sei (S. 1) und der Tatsache, dass Goyk dann doch mit Erläuterungen zur Wirtschaftstheorie beginnt

-       Ebenso fordert G. Quaas eine stärkere Fokussierung auf die Wirtschaftstheorie von Schumpeter (und eine Verknüpfung zum Text von R. Scholz)[1], da Wirtschaftstheorien in der geplanten Publikation im Vordergrund stehen    

-       R. Goyk versucht daraufhin klar zu machen, dass es ihm um die Erläuterung des Menschenbildes im Rahmen der Gesellschaftstheorie Schumpeters geht (und betont in diesem Zusammenhang, dass Schumpeter für Ihn in erster Linie kein Ökonom sei und dass man dies sowieso nicht eindeutig voneinander trennen könne)

-       R. Scholz widerspricht dem entschieden und sieht in Schumpeter einen Wirtschaftstheoretiker („Wirtschaftstheorie steht im Vordergrund“); allerdings sieht er keine Notwendigkeit, den Text komplett zu ändern, sondern wünscht sich, dass er an einigen  Stellen verständlicher formuliert bzw. ausgebaut wird, da Nicht-Kenner nicht durchblicken

-       F. Quaas schlägt vor die Unterschiede von spätem und frühem Schumpeter in Bezug auf die Sicht Schumpeters auf die Rolle des Unternehmers und des politischen Führers zu nutzen, um bessere Verbindung zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie herzustellen

-       S. Thieme fragt nach dem Verhältnis von Wirtschafts- und Gesellschaftssystem bei Schumpeter und schlägt vor sich über die Analyse dieses Verhältnisses der Problematik zu nähern

-       R. Scholz behauptet, dass das Gesellschaftssystem bei Schumpeter Teil des Wirtschaftssystems sei; dem widerspricht R. Goyk entschieden („Vermittlung ist soziologisches Phänomen“)    

-       G. Quaas macht klar, dass es nicht darum geht, den „sozialen“ Schumpeter aus dem Text zu entfernen, sondern dass die Wirtschaftstheorie im Vordergrund stehen sollte da es ein Wirtschaftsbuch werden soll; daraufhin mach R. Goyk klar, dass es ihm aber um das Menschenbild geht; G. Quaas schlägt vor, näher das Unternehmerbild einzugehen

 

Detaildiskussion

 

-       G. Quaas empfindet den Punkt 2.1 (Minimalbiographie) als überflüssig und langweilig und betont dass der Bezug zur Biographie nur an Stellen Sinn macht wo er zum inhaltlichen Verständnis des eigentlichen Problems beiträgt (soll ja keine Biographie werden); dem wird nicht widersprochen

-       R. Scholz teilt die von R. Goyk geäußerte Kritik an Schumpeters pessimistischer Einstellung zur Demokratie im Gegensatz zur optimistischen Einstellung gegenüber dem technologischen Fortschritt im Kapitalismus nicht (S. 10) und wirft Goyk vor, Schumpeter eine antidemokratische Wertung zu unterstellen

-       Laut Scholz, zeigt Schumpeter in wertfreier Art und Weise, dass und warum es im Kapitalismus (im Gegensatz zur Demokratie) zu Fortschritt kommt, sodass der Vergleich von Goyk unangebracht ist („Du unterstellst ihm Wertung, die er nicht vornimmt.“)

-       R. Goyk versucht darzulegen, dass Wertung in Aussagen Schumpeters bereits gesetzt;

-       R. Köster fragt inwiefern man denn zwischen Kapitalismus und Demokratie trennen kann?

-       F. Quaas bestätigt Wertung Schumpeters mit Verweis auf letzte Veröffentlichung und betont dass Schumpeter zwischen unterschiedlichen Demokratien in beiden Systemen trennt

-       Mit dem Hinweis von G. Quaas, dass es keine Wertung sei, wenn man feststellt, wenn etwas nicht funktioniert (wie Demokratie) beginnt eine Diskussion um Unterschied von Aussage und Wertung

-       S. Thieme und R. Goyk sind sich diesbezüglich nicht ganz sicher, da manche Begriffe bereits Wertung enthalten (S. Thieme) bzw. Schumpeter damit ein auf ewig konstantes Menschenbild (im Sinne einer anthropologischen Konstante) verfolgt, dass nur als Glaubenssatz Sinn machen kann (R. Goyk)

-       R. Scholz sieht keine Anthropologie in Schumpeters Menschenbild und verlangt, dass dies klarer herausgestellt wird

-       G. Quaas versucht das Argument von R. Goyk mit Verweis auf das Beispiel der empirischen Falsifizierbarkeit der These vom Funktionieren einer Arbeiterrepublik zu entkräften

-       die Diskussion verlagert sich daraufhin auf die Bedeutung von Empirie (R. Goyk behauptet, dass die Empirie hier nicht weiterhelfen kann, da man nur eine Beobachtung hat)

-       Mit dem Verweis auf Popper wird klar gemacht, dass eine Beobachtung (zumindest vorläufig) zur Widerlegung einer Hypothese ausreicht, sofern es sich um eine falsifizierbare Hypothese handelt

-       Dem wird dann weitestgehend zugestimmt

-       S. Thieme schlägt vor, klar herauszustellen wo Schumpeter naturalistische Fehlschlüsse begeht und welche Konsequenzen sich daraus ergeben

 

Thema 3: Grundeinkommen, Ökonomismus und Selbsterhaltung

 

-       S. Thieme erläutert zunächst die Grundgedanken seines Artikels und stellt heraus, dass es ihm nicht um eine verengte Diskussion um konkrete Ausgestaltungsmöglichkeiten des Grundeinkommens und seiner Finanzierungsmöglichkeit geht

-       Vielmehr will er u. a. auf die widersprüchliche Argumentation der heterodoxen Ökonomen (z. B. Flassbeck und Spiecker) aufmerksam machen, da diese auf „ökonomistischen“ Kategorien beruhe, die selbst dem Mainstream entstammen (z. B. Anreizlogik des neoklassischen Arbeitsmarktes) bzw. zu weiteren Widersprüchen führen z. B. Arbeitsbegriff)

-       Ebenso geht es ihm um das Verhältnis zwischen dem Existenzminimum als unveräußerliches Menschenrecht und der Diskussion um die Finanzierbarkeit des Grundeinkommens, welches von Thieme als Widerspruch wahrgenommen wird

-       Nachdem G. Quaas die Grundrichtung des Textes als angemessen beurteilt, bemängelt er den fehlenden Bezug zur aktuellen (Krisen)Diskussion und fordert diesen auszubauen („Sozialstaat steht nicht in Frage. Die Frage müsste eigentlich lauten: Warum haben wir diesmal die Kurve noch gekriegt?“)

-       Thieme stimmt dem teilweise zu, gibt allerdings zu Bedenken dass die derzeitig stattfindenden Kürzungsmaßnahmen (Stichwort Troika) sehr wohl zur zunehmenden Unzufriedenheit beigetragen haben und nicht sicher ist, ob und wie die Kurve noch bekommen wird

-       Die Diskussion verlagert sich dann ziemlich lange auf die Frage ob es, wie von S. Thieme behauptet, widersprüchlich ist, wenn einerseits die Unveräußerlichkeit der Menschenrechte „propagiert“ und gleichzeitig die Finanzierbarkeit des Grundeinkommens in Frage gestellt wird bzw. das Grundeinkommen unter den Finanzierungsvorbehalt gestellt wird; dies wird auch von K. Müller als Heuchelei empfunden

-       G. Quaas sieht darin keinen Widerspruch, da man nix diskutieren müsse, was nicht finanzierbar ist bzw. Aussagen und Werte nicht kongruent sein müssen („Werte können nur durch Wertaussagen widerlegt werden“)  à hier dreht sich die Diskussion einige Zeit lang im Kreis

-       R. Scholz macht darauf aufmerksam, dass S. Thieme implizit die Finanzierbarkeit des Grundeinkommens (GE) als gegeben annimmt, ohne diese ordentlich zu zeigen

-       G. Quaas macht auf Engpässe der Rechnung (S. 32) aufmerksam, die Finanzierbarkeit aufmerksam und bietet an bei Korrektur behilflich zu sein

-       F. Quaas schlägt vor an einigen Stellen (z. B. neoklassischer Arbeitsmarkt) Kürzungen vorzunehmen, da der Artikel sonst zu lang wird

-       R. Scholz macht auf Unterschied zwischen Mindestlohn und Grundeinkommen aufmerksam und betont deren unterschiedliche Funktionsweise im theoretischen Modell

-       R. Köster betont, dass auch „neoklassische Präferenzen“ denkbar sind, die von „fleißigen“ Individuen ausgehen, die auch arbeiten gehen, wenn die Sozialhilfe genau der Höhe des Lohnes entspricht; somit kann genaugenommen nicht von einer neoklassischen Anreizlogik gesprochen werden; das Problem sei vielmehr die Verwendung von Präferenzen im Rahmen der subjektiven Wertlehre insgesamt

-       Diskussion dreht sich dann wieder um die Frage ob die Finanzierbarkeit des GE als Voraussetzung der Diskussion desselben angesehen werden muss, oder nicht

-       G. Quaas und R. Scholz sind der Meinung dass die Finanzierung zuerst geklärt sein müsse

-       G. Quaas geht (einfach) davon aus, dass es nicht finanzierbar ist und empfindet die Diskussion des GE als überflüssig; man könne es höchstens schrittweise einführen

-       S. Thieme sieht in dieser Aussage genau die ökonomistische Grundstruktur bestätigt, die er angreifen will à Diskussion dreht sich wieder im Kreis

-       Generell wird festgehalten, dass man auch hätte näher am Text diskutieren können bzw. müssen

 

Nächstes Treffen: 07.03.2012  16:00 Uhr



[1] Unterschiedliche Möglichkeiten dies zu bewerkstelligen werden ebenfalls diskutiert.