Ethik des moral sense (Schottische Moralphilosophie)

 

·       Anthony A.C. Shaftesbury (1671-1712) (Begründer)

·       Francis Hutcheson (1694-1746)

·       Joseph Butler (1692-1752)

 

·       Bernard de Mandeville (1670-1733)

·       David Hume (1711-1776)

·       Adam Smith (1723 - 1790)

 

Moral sense

·       Annahme eines besonderen moralischen Sinnes, der dazu befähige, unmittelbar zwischen „gut“ und „schlecht“ („recht“ und „unrecht“) zu unterscheiden.

·       „gut“ erheischt Zustimmung (Billigung), „schlecht“ erheischt Aversion (Missbilligung).

·       Der moral sense wird der Sinnlichkeit zugeordnet, jedoch als eine in sich reflektierte Form der Sinneserfahrung (reflected sense).

·       Allgemeinheit und Unbestreitbarkeit des moralischen Urteils


 

Anthony A.C. Shaftesbury

 

„Characteristics of Man, Manners, Opinions, Times“ (1711)

 

·       In Abkehr von der Lehre Hobbes’ und Lockes: Versuch der Erneuerung des Gedanken eines „von Natur aus Guten“ (mere goodness). Sittlichkeit gehöre zur natürlichen Ausstattung des Menschen.

 

·       System der Affekte als die „Organisationsform“ des Menschen als soziales Wesen.

 

·       Tugendhaftes (moralisches) Handeln werde durch Einsicht in das von Natur aus Gute möglich (Prolepsis).

 

·       Das auf Einsicht beruhende Wissen unterscheidet sich von theoretischem Wissen; es werde durch einen „moral sense“ erworben.

 

·       Der moral sense ermögliche absolut gültige moralische Urteile.

 

·       Gemeinschaftssinn besiege Egoismus.


 

Bernard de Mandeville

„Die Bienenfabel oder private Laster als gesellschaftliche Vorteile“  (1714)

 

·       Frage, welche Antriebskräfte den Menschen in seinem Handeln leiten.

 

·       Selbsterhaltung und Selbstschätzung (self-liking) als anthroplogische Grundmotive.

 

·       Handeln richtet sich stets am Interesse der Befriedigung von Bedürfnissen aus

 

·       Die Wertschätzung des eigenen Selbst ist abhängig von der Wertschätzung, die andere uns entgegenbringen.

 

·       Normen und Werte sind nicht absolut, sondern wandelbar. Sie bedienen sowohl die Tugenden als auch die Laster.

 

·       Egoistische Motive (Laster) sind die einzige Antriebskraft für individuelles ökonomisches Handeln.

 

·       Auch wenn die Laster den Intentionen der Gesellschaft zuwiderlaufen, befördern sie realiter deren Interessen.

 

·       Das Gute erscheint nicht als intendierte Folge tugendhaften Handelns, sondern als nichtintendierte Folge lasterhaften Handelns (Private vices -public benefits)

 

Francis Hutcheson

„An Inquiry into the Original of our Ideas of Beauty and Virtue“

 

·       Will die Prinzipien Shaftesburys gegen die “Angriffe” Mandevilles verteidigen.

 

·       Annahme eines moral sense, dessen Perzeptionen nicht interessegeleitet seien.

 

·       Moralische Billigung (Missbilligung) einer Handlung soll sich nicht nach dem Erfolg, sondern nach dem Motiv richten.

 

·       Als Motive für Handlungen kommen self-interest und benevolence in Frage. Moralisch billigendwert sind ausschließlich Handlungen mit dem Motiv des Wohlwollens gegen andere.


Joseph Butler

„Eine Widerlegung des Egoismus“

 

·       Gewissen (conscience) „ersetzt“ den moralischen Sinn (moral sense).

 

·       Conscience folgt der sittlichen Einsicht (moral reason).

 

·       Gewissen und Selbstliebe stehen im Zusammenhang.

 

·       Konzept der „vernünftigen Selbstliebe“, die nicht mit selbstsüchtigem Egoismus gleichzusetzen sei.

 

·       Vernünftige Selbstliebe müsse dem Wohlwollen gegenüber anderen nicht abträglich sein.


David Hume

„Treatise of Human Nature“ (1740)

 

·       Moralische Entscheidungen sind nicht eine Sache der Vernunft, sondern des Gefühls, der inneren Neigungen und des Taktes.

 

·       Unterscheidung zwischen den natürlichen Tugenden (z.B. Wohlwollen, Großmut) und den künstlichen Tugenden (z.B: Gerechtigkeit, Gesetzestreue)

 

·       Moralische Entscheidungen beruhen auf zwei grundlegenden moral sentiments: pleasure (Freude) und pain (Leid)

 

·       Pleasure und pain entscheiden darüber, ob wir Handlungen, Motive und Charaktereigenschaften billigen oder missbilligen.

 

·       Neben der eigenen Einschätzung ist Übereinstimmung mit anderen Grundlage der moralischen Urteile.

 

·       Dazu ist eine von den eigenen Interessen abstrahierende Perspektive notwendig, die sich in der Fähigkeit zur Sympathie niederschlägt.

 

·       Benevolence stelle keine ausreichende Begründung der Gerechtigkeit dar.

 

·       Humesches Gesetz: Unterscheidung zwischen Tatsachen und Werten. Kein Sollen aus einem Sein! (naturalistischer Fehlschluss: normative Konklusionen aus rein deskriptiven Aussagen ziehen, die selbst keine normativen Bestandteile haben.)